Thomas Helbig
Helbigs neue Arbeiten sind gekennzeichnet durch einen gewissen Existentialismus der Mittel als eine Praxis der Reduzierung. Die Malerei besteht aus Farbspuren, die scheinbar direkt aus der Tube auf die Leinwand gedrückt sind. Ein S zeichnet sich ab, ein Buchstabe, eine Figur, eine Spur oder auch fast nichts; aber eben nur fast, noch ist das Sujet nicht wirklich
aufgehoben. Der monochrome unbemalte Hintergrund, ein farbiges Textil, hat sich verselbstständigt und wirft Falten, als wolle sich die Malfläche zur Skulptur erheben. Lucio Fontanas Errungenschaften des „Spazialismo“, die die Fläche zum Raum werden lässt, werden unmittelbar in Erinnerung gerufen und formieren sich als Negativgeste in Helbigs Arbeiten.
Fontanas Philosophie des Nichts, das er nicht als das Nichts der Zerstörung, sondern als das Nichts der Schöpfung versteht, findet sich auch in der neuen Skulptur Helbigs wieder. In einem Schrank, einem Aufbewahrungsutensil einer vergangener Zeit, wird wie in einem Schrein ein Objekt aufgebahrt; ein Fragment eines Glastisches, ein „übrig gebliebener Rest einer kaputten Kulissenwelt“, wie so oft in Helbigs Werk. Beide Objekte sind zerstört und ihrer ursprünglichen Funktion beraubt, zusammen bilden sie etwas Neues und entfalten ihre eigene inspirierende Kraft. Zerstörung, ein wesentlicher Bestandteil der Skulpturen Helbigs, ist als Befreiung, als Öffnung jenseits des Objektes zu verstehen.