„Ich bin daran interessiert, mich in meiner Arbeit jenen dunklen Regionen zu nähern, in denen Kultur und Natur aufeinander treffen, wo die Regel auf das Zwanglose, das Rationale auf das Irrationale, der Wunsch nach Kontrolle auf den Wunsch nach Kontrollverlust oder nach dem Nicht-Gewollten trifft.“ ANRI SALA
Die gezeigte Arbeit „Ghostgames“ ist eine der wenigen Video-Arbeiten von Anri Sala, in der eine Folge von Bildern mit handlungsähnlicher Struktur gezeigt wird. Ansonsten herrschen in seinen Filmarbeiten eher statische Einstellungen vor, die auf einen Bildausschnitt fixiert sind, z.B. „Intervista“ von 1998 in dem seine Mutter über ihre politische Vergangenheit spricht, oder „Time after Time“, 2004, in dem die Kamera auf ein Pferd gerichtet ist, das unbeweglich an einem nächtlichen Strassenrand steht, während der Verkehr an ihm vorbeibraust. In den früheren Videos bezieht Sala eine fast historisch-dokumentarische Position, die sich mit der politischen und gesellschaftlichen Situation in seiner Heimat, aber auch anderswo, auseinandersetzt . In „Ghostgames“ sieht man ein Spiel von Licht und Dunkel, herumirrende Krebse an einem nächtlichen Strand, Menschen zwischen Faszination und Abwehr, die einen in den Bann ziehen. Die geisterhafte Bewegung der sogenannten „Ghost-Crabs“ und das flackernde Licht von Taschenlampen erzeugen eine unheimliche Dynamik und eine unmittelbare Spannung. Die Kamera bleibt bei der Nahaufnahme, es gibt keine Informationen über den Ort und das Umfeld des Geschehens. Erst nach und nach entdeckt man, dass es sich um ein Spiel handelt, bei dem es darum geht, eine Krabbe zwischen den Beinen des Gegenspielers hindurchzujagen.