Weit mehr als nur einfache Dekoration, war die Tapisserie schon immer ein wirkungsvolles Medium, um Geschichten zu erzählen. Vom Mittelalter bis heute spiegelt sie gemeinsame Geschichte, kulturelle Ideale und aktuelle Themen wider. Die Ausstellung „Am Webstuhl der Zeit“ im mudac in Lausanne vereint seltene Tapisserien aus der Toms-Sammlung, die zwischen 1660 und 1725 in Brüssel gewebt wurden, mit zeitgenössischen Werken von Goshka Macuga und Grayson Perry. Szenen aus der Römerzeit treffen auf moderne Perspektiven zu Identität, Macht und Konsumkultur.
Im Auftrag des mudac schuf Macuga ein einzigartiges, textiles Werk in engem Dialog mit der Toms-Sammlung, das Wandteppiche als zeitlose Kunstform offenbart, die auch heute noch unsere Welt anspricht. In diesem Sinne wird auch Macugas großformatige 3D-Wandteppichserie „From Gondwana to Endangered, Who is the Devil Now?“ gezeigt: Das Werk befasst sich mit den aktuellen Umweltproblemen, mit denen wir als Teil des Anthropozäns konfrontiert sind. Zu sehen ist ein in Brand gestecktes Waldstück, das an die vielen verheerenden Brände erinnert, die die Welt in letzter Zeit erdulden musste. Durch den perspektivischen 3D-Effekt des Gewebes wird der Betrachter förmlich in die Feuersbrunst hineingezogen und zum Teil des Szenarios. Figuren protestierender Tiere, als verkleidete Menschen, versuchen dem Feuer zu entkommen, das ihren Tod und die mögliche Auslöschung ihrer Spezies bedeuten würde. Die Tierprotestler prangern humorvoll und kritisch zugleich das politische Inferno von heute an, als befänden wir uns bereits im Purgatorium.